In den Kriegsjahren fand kein Schützenfest statt

Am 26. März werden auf Anordnung der Parteileitung Paderborn die Schulen geschlossen. Die wenigen noch vorhandenen Lehrer werden in der Reichsverteidigung (Volkssturm) eingesetzt.
Bürgermeister Wilhelm Lange wird am 11. April durch amerikanische Truppen abgesetzt. Den Rest des Monats führt der pensionierte Amtmann Peter Hachmann die Geschäfte.
Das Auguste-Viktoria-Stift wird durch die Besatzungsmacht beschlagnahmt. Im April werden 560 lungenkranke russische Kriegsgefangene aus dem Seuchenlazarett des Lagers Staumühle eingewiesen.
Pfarrer Wilhelm Hücker feiert am 16. August sein 40-jähriges Priesterjubiläum.
Der 1896 auf der Hammerstein-Höhe nördlich von Taubenteich errichtete »Kaiserstein« wird im Sommer zerstört. Der Gedenkstein erinnerte an den ersten Besuch des Kaisers auf dem Truppenübungsplatz Senne am 24. August 1895.
Karl-Heinz Kusserow, der der in der NS-Zeit verbotenen Glaubensgemeinschaft »Zeugen Jehovas« angehört, stirbt am 8. Oktober an den Folgen seiner fünfjährigen Haft.
Das neue kommunale Regierungssystem wird eingeführt. Es sieht die Trennung der Ämter von Bürgermeister und Stadtdirektor vor.
Die CDU-Ortsunion wird am 12. Dezember gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Jutta Ehl, Heinrich Hölscher, Heinrich Müller, Konrad Rudolphi, Josef Struck und Otto Zündorf.
Ein Orkan richtet am 28. Dezember schwere Schäden an Häusern, Leitungen und Landschaft an.
In den Kriegsjahren fand kein Schützenfest statt

Hermann Kühn, Kommandant des Einsatz-Hafens Bad Lippspringe, wird am 25. Januar zur Fliegerhorstkommandantur Gütersloh versetzt.
Am 6. Februar übernimmt Pfarrer Konrad Korte zusätzlich das Amt des Superintendenten für den Kirchenkreis Paderborn. Die Synode Paderborn umfasst die Kreise Paderborn, Büren, Warburg und Höxter.
Bei Luftkämpfen am 21. Februar sehen sich alliierte Flugzeuge offenbar gezwungen, ihre Bomben ungezielt abzuwerfen. Die Bomben fallen an der Heimatstraße und auf dem Rosenberg, richten aber keinen großen Schaden an.
Am 12. März wird das Jagd-Geschwader 1 unter Kommandeur Ritterkreuzträger Oberst Walter Oesau nach Bad Lippspringe verlegt. Für 500 Mann mit Fahrzeugen und Gerätschaften muss eine Unterbringung geschaffen werden.
Der bei den Einheimischen und Freunden beliebte Gasthof »Lindenkrug« feiert sein 100-jähriges Bestehen.
Das Auguste-Viktoria-Stift wird im September als Lazarett für tuberkulosekranke SS-Leute beschlagnahmt. Das Cecilienstift wird ebenfalls als Lazarett für verwundete und erkrankte Wehrmachtsangehörige in Anspruch genommen.
Am 8. Oktober wird Dr. Carl Damann 70 Jahre alt. In körperlicher und geistiger Frische ist er noch in seiner Praxis im Einsatz.
Die Privathäuser werden durch Unterbringung von Ausgebombten aus dem Ruhrgebiet und von Evakuierten aus den westlichen Grenzgebieten gefüllt, die beim Näherkommen der Front zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen werden.
In den Kriegsjahren fand kein Schützenfest statt

Anlässlich der Einführungsfeier des neuen Schulleiters Schlüter der Postschutzschule besuchen am 11. Januar Reichspostminister Dr. Karl Wilhelm Ohnesorge, Gauleiter Dr. Alfred Meyer und Stabschef der SA Viktor Lutze die Stadt.
Werner und Helmut Lorch, 18 und 20 Jahre alt, die bereits einen Tag nach der Reichsprogromnacht Bad Lippspringe verlassen hatten und zu ihrer Schwester nach Hamburg gezogen waren, verlassen am 1. Februar auch die Hansestadt. Sie wandern über Genua nach Bombay und Schanghai aus und emigrieren schließlich nach Amerika.
Die Lippspringer Bank zieht im März erneut um und wechselt von der Detmolder Straße in die Bielefelder Straße 8. Der neue Besitz ist die ehemalige Pension »Haus Arminia«.
Der Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September löst im Unterschied zum 1. Weltkrieg keine Begeisterung aus. Bereits in den ersten Wochen werden 200 junge Lippspringer eingezogen.
Stadtoberinspektor Konrad Finke übernimmt kommissarisch die Leitung der Stadt. Bürgmeister Wilhelm Lange ist als Kriegsfreiwilliger an der Front.
Am 28. Dezember stirbt im Alter von 76 Jahren Kurdirektor Max Deppe. Deine besondere Aufmerksamkeit galt der Pflege des Kurparks. Durch sein Engagement führte Deppe den Kurort zu hoher Blüte.

Mit Großkaufmann Carl Schmidt stellt die West-Kompanie den neuen Schützenkönig. Am 14. August 1938 wird vom Bürgerschützenverein – wie üblich acht Tage vor dem Fest – der Wettkampf um die Königs- und Prinzenwürden des Vereins ausgetragen. Vor den Schützen, die auf dem Markt angetreten sind, spricht zunächst Oberst Heinz Rudolphi über den Sinn des Königsschießens.
Nach einem ehrenden Gruß an den bisherigen Schützenkönig »Richard I.« Buch ziehen die Schützen zum Platz hinaus. Bis gegen 18 Uhr dauert der Kampf an. Carl Schmidt gelingt der Meisterschuss. Zur Königin wählt er die Frau des Bauunternehmers Heinrich Hagemeister. Kronprinz wird Metzgermeister Paul Schröder, den Titel des Apfelprinzen erwirbt sich Lorenz Böhner, Zepterprinz wird Richard Buch. Mit einer Parade vor dem neuen Schützenkönig findet der Tag seinen Abschluss.
Lippequelle wird neu gefasst

Die erste Reichstagswahl nach dem Anschluss Österreichs bringt am 9. April dieses Ergebnis: 100 Prozent Wahlbeteiligung, 4537 Bad Lippspringer und damit 99 Prozent stimmen für die Politik des Führers Adolf Hitlers, 25 dagegen.
Zur Eröffnung der westdeutschen Freiwasser-Saison am Pfingstsamstag besucht Frankreichs Schwimm-Elite die Badestadt.
Reichsjugendführer Baldur von Schirach besucht am 13. Oktober die Bad Lippspringer Hitler-Jugend.
Neue Straßennamen werden eingeführt: Die Lange Straße wird zur Ludendorffstraße, die Marktstraße zur Hindenburgstraße und die Wilhelmstraße zur Horst-Wessel-Straße.
Bei der Neufassung der Lippequelle werden eine Bronzemünze des römischen Kaisers Claudius und mehrere Terra Sigillata Scherben gefunden. Beim Planieren des Sportplatzes am Kurwald entdecken Bauarbeiter ein sächsisches Schwert, eine Lanzenspitze und Gefäßreste.
In seinem Jahresbericht vermerkt Pfarrer Konrad Korte von der evangelischen Gemeinde, dass im Laufe der Jahre die Behinderung der kirchlichen Arbeit durch die Geheime Staatspolizei immer stärker geworden sei und dass größere Versammlungen kaum noch stattfinden könnten.

Die Angehörigen des Bürgerschützenvereins treten am Sonntag, 11. Juli 1937, auf dem Marktplatz an, um in den Kampf der Königs- und Prinzenwürden einzutreten. Das ist ein besonderes Ereignis, denn im Jahr 1937 gilt es, den König zum 200-jährigen Jubelfeste (1) des Vereins zu ermitteln.
(1) Lippspringer Schützen beantragten 1737 beim Domkapitel die Bestätigung ihrer Schützenordnung. Mit Datum vom 8. Juni 1737 genehmigte der Domdekan Wilhelm von Westphalen die eingereichten 14 Statuten. 1885 als wurde die Bruderschaft aufgelöst.
Nachdem der 1935 neu gewählte Schützenoberst Heinz Rudolphi kurz die Bedeutung des Königsschießens dargelegt hat, ziehen die Schützen im festlichen Zuge hinaus. Voran die Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr und die ehrwürdigen Fahnen des Schützenvereins, geschmückt mit dem Symbol des Hakenkreuzes.
Auf dem Schützenplatz entwickelt sich alsbald ein ehrenvoller Kampf um die Königswürde. Um 18 Uhr fällt der Königsschuss. Der glückliche Schütze ist Fabrikant Richard Buch, der sich Fräulein Agnes Oberließ, die Tochter des Gastwirtes Wilhelm Oberließ, zur Königin wählt. Kronprinz wird Kaufmann Karl Schmidt, Apfelprinz Oberjägermeister Wilhelm Fischer, der als einer der erfolgreichsten Schützen des Vereins in den vergangenen Jahren schon wiederholt im engsten Wettbewerb um die Königswürde gestanden hat.
69 junge Mädels im Westfalen-Haus

Tischlermeister Hermann Hallenberger gründet am 14. Januar die Tischfabrik Hermann Hallenberger KG. Hallenberger hatte die Holzwarenfabrik Pippert, die 1936 Konkurs anmelden musste, gekauft. Hallenberger war seit 1924 Betriebsleiter bei Pippert.
Ab 2. April stehen im Cecilienstift 100 Betten für tuberkulosekranke Hitlerjungen zur Verfügung. Regierungspräsident Freiherr von Oeynhausen ist bei der Eröffnungsfeier anwesend.
Der Gastwirt und Pächter des städtischen Waldrestaurants »Fischerhütte« Hermann Plöger verunglückt am 15. April mit dem Fahrrad auf der Detmolder Straße tödlich.
Am 12. Juli wird das Westfalen-Haus erstmals von 69 jungen Mädels (BDM) belegt.
Drei Fliegerstaffeln des Horst-Wessel-Geschwaders führen unter Leitung von Oberstleutnant Osterkamp auf dem Gelände des Lippspringer Flughafens ein Manöver durch.
Die Freiwillige Feuerwehr feiert ihr 40-jähriges Bestehen im November mit einem Festakt im großen Saal des Kurhauses.
Dr. O. Gumprecht, Chefarzt des Auguste-Viktoria-Stifts, stirbt am 5. Oktober.
Der Turnverein Jahn begeht das 40-jährige Jubiläum. Amtsbürgermeister Peter Hachmann hält die Festrede. In einer kleinen Denkschrift ist die geschichtliche Entwicklung des Vereins zusammengefasst worden.

Das Königspaar 1936 waren Paul Klüter von der Klumpsack-Kompanie und Josefine Bickmeier. Es gibt keine Berichte oder Notizen über das Schützenfest 1936. Die Zeitungen vom dritten Quartal 1936 sind nicht mehr vorhanden. Die Bestandslücke konnten weder das Stadtarchiv Paderborn noch die Paderborner Universitätsbibliothek, das Institut für Zeitungsforschung in Dortmund oder die Staatsbibliothek zu Berlin schließen.
Erzbischof Dr. Klein spendet das Sakrament der Firmung

Die mit 2,8 Millionen Reichsmark verschuldete Stadt handelt: Der Stadtwald (2250 Morgen) wird für 1,1 Millionen Reichsmark und 4000 Reichsmark jährliche Gemeindesteuer an die »Herzoglich Anhaltinisch-Bernburgische Familienstiftung für das Haus Schleswig-Holstein-Glücksburg« verkauft. Die Stadt erhält zusätzlich 800.000 Reichsmark als Staatsbeihilfe zur Sanierung der städtischen Finanzen.
Am 28. April spendet Erzbischof Dr. Caspar Klein in der Pfarrkirche das Sakrament der Heiligen Firmung. Der Kirchenvorstand und Reiter des Bürgerschützenvereins bereiten ihm einen ehrenvollen Empfang.
Im Mai erhalten alle städtischen Straßen holzgeschnitzte Namensschilder.
Clara Lorch muss ihr Manufakturwarengeschäft an der Lange Straße 6 auf behördliche Anweisung schließen. Die Geschäftsräume vermietet sie zum 1. Oktober an den Kaufmann Franz Rudolphi. Der hatte schon 1934 das Gemischtwarengeschäft des jüdischen Kaufmannes Max Meyer übernommen.
Der Leiter der Kurkapelle Fritz Grosse verstirbt am 22. Mai. Seit 1895 hatte er bis zu seinem Ruhestand 1927 das hiesige Musikleben geprägt.

Das bange Orakeln rund um das Wetter der letzten Tage haben die Bad Lippspringer Schützen nicht mitgemacht. Sie wissen nur, es wird gefeiert und stramm gestanden, je nachdem, wie die Stunde es verlangt. Andere Erwägungen spielen keine Rolle, und so kommt es, dass schon der große Fackelzug am 20. Juli 1935 und damit am Vorabend des ersten Schützenfesttages eine außerordentlich starke Beteiligung aufweist. Die Uniformen neu gebügelt, die Handschuhe schneeweiß gewaschen, den frischen Bruch am grünen Hute und ein Blümlein im Gewehrlauf, so schreiten die fröhlichen Männer dahin. Die Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr mit schneidigen Märschen voran. Immer wieder erfreut dies Bild die ganze Bürgerschaft, die in dichten Reihen die Straßenzüge säumt.
Dann kommt der gewohnte Beginn der Festtage am 21. Juli mit dem traditionellen Frühschoppen auf der Terrasse des Kursaalrestaurants. Viel besprochen wird dabei der glückliche Ausfall des diesjährigen Königsschusses. In dem König August I., dem Dachdeckermeister August Buch, hat ein Mann diese Würde errungen, der alle persönlichen Vorzüge dafür mitbringt. Auch in der Königin Fräulein Toni Wille hat er eine Mitregentin erkoren, der die Sympathie aller Mitbürger gehört.
Mechanische Weberei brennt

Am 2. Januar brennt die Mechanische Weberei. Der Fabrikationsbetrieb von Filmleinwänden für Lichtspielhäuser muss nicht unterbrochen werden. Das Feuer wird bald unter Kontrolle gebracht.
Amtsinspektor Wilhelm Lange aus Brackwede wird am 15. März zum Bürgermeister ernannt. Er löst Karl-Heinrich Bock ab, der die Verwaltung als kommissarischer Bürgermeister sieben Monate geführt hatte. Langes vorgesehene Amtszeit beträgt zwölf Jahre. Er bleibt bis zu seiner Absetzung durch amerikanische Truppen am 15. März 1945 im Amt.
Steinmetzmeister Paul Fritz Kubinsky schafft an den Mersmann-Teichen einen ganz besonderen Wasserspeier: Majestätisch stolz blickt ein Löwenkopf den Besuchern entgegen.
Die Bürgerschaft beginnt im Herbst in einer beachtenswerten Gemeinschaftsleistung mit dem Bau des Thermal-Freischwimmbades. An den Arbeiten beteiligen sich unentgeltlich freiwillige Helfer aus allen Berufs- und Bevölkerungsschichten.
Der »Lippspringer Anzeiger«, 1906 gegründet und in seiner Blütezeit sogar täglich erschienen, wird eingestellt.
In der Stadt sind 61 private Kurheime und Pensionen mit 866 Betten registriert.
Kirchenmaler Hermann Volkhausen aus Paderborn bemalt auch die Altäre der St. Martinskirche.

Das Schützenfest, das am kommenden Sonntag und Montag in althergebrachter Weise gefeiert wird, hat am 15. Juli 1934 mit dem Königsschießen seinen Auftakt genommen. Den Königsschuss hat Malermeister Josef Streitbürger von der West-Kompanie gesetzt. Zur Königin wählt er Käthe Zumdick, die Frau von Malermeister Johannes Zumdick. Als Kronprinz geht hervor Tischlermeister Josef Brockmeier, Apfelprinz wird Dachdeckermeister August Buch und das Zepter schießt Wilhelm Tate.
Wenn Paderborn sein großes Schützenfest hinter sich hat, steht das Bürgerschützenfest Bad Lippspringe vor der Tür. Bereits am Samstag, 21. Juli, wird die Feier ihren Anfang nehmen. Inzwischen ist die Bürgerschaft dabei, unsere freundliche Badestadt auch äußerlich in ein Festkleid zu hüllen. Ganz Lippspringe wird sich im Flaggenschmuck zeigen und die Quartiere des Königspaares Malermeister Josef Streitbürger und Frau Malermeister Johannes Zumdick werden samt näherer Umgebung besondere Ausschmückung erhalten.
»Deutsche Arbeitsfront« tagt im Sternkrug

Leichte Besserung im Haushaltsplan: Der ungedeckte Fehlbetrag sinkt von 477.800 auf 450.000 Reichsmark.
Heinrich Becker tritt am 17. Mai in einem Brief an den Landrat von seinem Amt als Bürgermeister zurück. Öffentlich macht er seinen Entschluss aber erst im Rahmen des Schützenfestes. Regierungsreferendar Karl-Heinrich Bock wird von der Aufsichtsbehörde kommissarisch als sein Nachfolger eingesetzt. Der erst 25-jährige ist Vertreter des Kreisinspektors im Landratsamt Burgsteinfurt.
Die neu gegründete Ortsgruppe »Deutsche Arbeitsfront« (DAF) veranstaltet am 21. September im Gasthaus Sternkrug ihre erste Großveranstaltung.
Albert Lorch, jüdischer Inhaber eines Textilgeschäftes, stirbt am 8. Oktober. Der Kaufmann erliegt den schweren Verletzungen, die er sich am 4. Oktober als Radfahrer bei einem Verkehrsunfall mit der Straßenbahn zugezogen hatte. Seinen ehemaligen Vereinsfreunden verbietet der damalige Vorsitzende des BVL Dr. Hugo Aldegarmann an der Beerdigung auf dem alten Judenfriedhof an der Lindenstraße teilzunehmen.
Der Rat der Stadt beschließt den Bau eines Schwimmbades. Die Arminius-Bad-Gesellschaft stellt die 1926 erschlossene und bisher ungenutzte 26 Grad warme Siegfried-Quelle zur Verfügung. Die Mitglieder der ortansässigen Vereine helfen tatkräftig bei den Ausschachtungsarbeiten.

Das Bad Lippspringer Bürgerschützenfest kann sich in diesem Jubiläumsjahre 1932 des Bürgerschützenvereins leider nicht der besonderen Gunst des Wettergottes erfreuen. Insbesondere steht der Jubiläumssonntag im Zeichen regnerischen Wetters. Das hält zwar weder die Bürgerschützen noch die übrige Lippspringer Bevölkerung davon ab, ihre große Teilnahme an dem Bürgerschützenfest zu bezeugen. Auch die auswärtigen Vereine, die bei dem Silberjubiläum zum 25-jährigen Bestehen des Bürgerschützenvereins dabei sein wollen, lassen sich nicht durch die Tücken des Wettergottes die Fahrt verleiden, und so darf man trotz alledem feststellen, dass die Lippspringer Festtage wieder glanzvoll verlaufen sind.
In der Generalversammlung vor dem Königsschießen am 10. Juli 1932 werden etwa 80 Namen von Schützen verlesen, die den Jubiläumsorden als Verdienstorden erhalten. Beim anschließenden Königsschießen setzt sich Hauptmann Konrad Rudolphi (Arminius-Kompanie) durch. Der Gutsbesitzer erwählt Fräulein Klärchen Kröger zu seiner Königin. Kronprinz wird Hauptmann Lorenz Wille (West-Kompanie), Apfelprinz Johannes Bernards.
Bronzener Löwe als Denkmal

Die große Strafkammer des Landgerichts Paderborn spricht am 4. März den früheren Bürgermeister Dr. Hans Pint frei. Ihm war unter anderem vorgeworfen worden, die Stadt durch viele Investitionen in außerordentlich hohe Schulden gebracht zu haben. Außerdem war ihm ein überhöhter Lebensstil im privaten wie im dienstlichen Bereich unterstellt worden.
Die Einführung einer Abgabe der Bürger zur Finanzierung der Straßenreinigung kann in der Stadtverordnetenversammlung vom 12. Mai nicht durchgesetzt werden. Jetzt soll unter dem Motto »Jeder fege vor seiner eigenen Tür« ein neues Ortsgesetz verfasst werden. Auch die Müllabfuhr soll eingestellt werden.
Den 122 Gefallenen des 1. Weltkrieges wird auf dem alten Friedhof an der Arminiusstraße ein Denkmal gesetzt. Der Grundstein ist am 18. Juni gelegt worden, Einweihung ist am 26. Juni anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Kriegervereins. Das Motiv ist ein bronzener Löwe.
Das Brunnenbohrgeschäft Johannes Schmidt feiert im August das Goldene Geschäftsjubiläum und wird 50 Jahre alt.
Da ihm die Stadtverordneten-Versammlung die Unterstützung versagt, bittet Bürgermeister Heinrich Koberg am 20. September den Regierungspräsidenten, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Am 31. Oktober übernimmt der Beigeordnete Philipp Kloke die Amtsgeschäfte.

Das Königsschießen am 12. Juli 1931 entscheidet der Kaufmann Wilhelm Tate von der Arminius-Kompanie für sich. Zur Königin wird Frau Anna Aldegarmann erkoren. Kronprinz wird Lorenz Wille, Apelprinz Hermann Bolte.
Acht Tage nach dem Paderborner Schützenfest sind in der Regel die Lippspringer Schützentage fällig. So ist es auch 1931. Ganz Lippspringe, einschließlich der Kurgäste, nehmen an der Schützenfestfeier teil, der man namentlich für den Festmontag künftig besseres Wetter wünscht. Die Lippspringer Bürgerschützen sind aber nicht nur bierfest, sondern auch wasserfest, und so lassen sie sich auch von den Mucken des Regengottes wenig beeinflussen und führen ihr Bürgerfest zu einem guten Abschluss. Als Gegengewicht für solche Wettermucken hat Lippspringe ja eine Schützenhalle, in der sich doch eine sehr große Festfamilie vereinigen kann.
Einer fehlt diesmal und das ist der unvergessliche Schützenoberst Dr. Otto Heim, der es immer so meisterhaft verstanden hat, den Lippspringer Tagen die Note des Frohsinns aufzudrücken. Dr. Otto Heim ist am 26. Februar verstorben, aber sein Geist waltet auch diesmal.
Beschuldigungen gegen Dr. Pint sind unbegründet

Bürgermeisteranwärter Heinrich Koberg übernimmt auf Verfügung des Regierungspräsidenten am 1. Februar das Bürgermeisteramt.
In einer dringlich einberufenen Stadtverordnetensitzung am 9. April zweifeln die Ratsmitglieder nicht mehr daran, dass die im Vorjahr erhobenen Beschuldigungen gegen Dr. Hans Pint unbegründet sind, und dass er sich in seinem Wirken einzig und allein zum Wohl der Stadt eingesetzt habe. Nach Abschluss einer lebhaften Debatte wird ein Antrag an den Oberpräsidenten mit der Bitte um die Rückkehr des Herrn Dr. Hans Pint als Bürgermeister der Stadt verfasst.
Die Sanierung des Kaiser-Karls-Bades wird vom Stadtparlament am 24. Juni beschlossen. Die Westdeutsche Versicherungsanstalt in Dortmund kauft alle noch verfügbaren Anteile an der Gesellschaft. Die Stadt bringt die Grundstücke am Kurwald lastenfrei ein.
Das 22. Gauturnfest findet am 15. August in Bad Lippspringe statt. Mehr als 50 Vereine sind zusammengekommen.
Am 15. November wird eine neue Telefon-Anschlusszentrale mit 220 Hauptanschlüssen eingerichtet. Innerhalb der Stadt kann jetzt direkt gewählt werden, Ferngespräche müssen weiter über die Zentrale vermittelt werden.