Mittwoch, 24 Juli 2019 14:55

Fluch besiegt und Wunsch erfüllt

Bad Lippspringe (WV). Drei Mal hatte Frank Täubert beim Bad Lippspringer Vogelschießen das Nachsehen. Dass es nun im vierten Anlauf geklappt hat, schreibt der Hauptmann der Klumpsackkompanie dem Geist seines verstorbenen Schwiegervaters zu. Diesem wollte der 47-Jährige unbedingt einen Gefallen tun.

Jürgen Schlüter regierte vor 25 Jahren mit Brigitte Klüter das Badestädter Schützenvolk. »Mein Schwiegervater wollte so gerne, dass seine Tochter auch einmal Königin wird. Den Gefallen wollte ich ihm unbedingt tun«, erzählt die neue Majestät. Und das war gar nicht so einfach. Denn der Vogel fiel erst mit dem 45. Schuss. »Das war ganz schön nervenaufreibend. Bei fünf Schützen sah ich meine Chancen schon schwinden, je länger es dauerte«, erzählt er. Zumal ein düsteres Omen über ihm schwebte: »Es ist ein seltenes Ereignis, dass ein Hauptmann gleichzeitig König wird. Darauf lag eigentlich immer ein Fluch. Zuletzt hat das jemand in den sechziger Jahren geschafft«, sagt der Berufssoldat.

Doch im Jubiläumsjahr seines Schwiegervaters konnte den zweifachen Familienvater auch der Fluch nicht bremsen: Endlich durfte er seine Frau Nadine zur Königin machen. Und die 42-Jährige fühlt sich seitdem wie ein Kind vorm Weihnachtsfest: »Genau so fühlt sich das an. Es ist aufregend und erfüllt mich mit großer Vorfreude. Ich war noch nie im Hofstaat und bin das erste Mal Königin. Ich bin gespannt, was auf uns zukommt und ob ich alle Erwartungen erfülle«, erzählt die Lehramtsstudentin.

Als Ehrendame zur Seite steht ihr ihre gute Freundin Eva Göbel, die in Havixbeck bei Münster wohnt. »Wir haben früher zusammen auf der MS Europa gearbeitet«, verrät Nadine Täubert. Für sie ist das Schützenfest »das gesellschaftlich Ereignis des Jahres in Bad Lippspringe«. Und dazu gehört natürlich auch ein großer Auftritt! Deswegen hütete die Majestät jedes Detail über ihr Kleid bis zum großen Umzug am Sonntag. »Alle sind neugierig, wie wohl mein Kleid und das meiner Hofdamen aussieht. Aber nur die Floristen und Stylisten wussten Bescheid«, verrät sie. Selbst Ehemann Frank blieb im Unklaren. »Alles war geheim, genau wie bei einer Hochzeit«, sagt Nadine Täubert.

Damit war ihr der große Auftritt am Sonntag sicher: Vor hunderten Zuschauern flanierte sie in einem himbeerfarbenen Kleid mit Schleppe an den Schützen vorbei und zog alle Blicke auf sich. Ihre Ehrendame Eva Göbel trug ein elegantes, dunkelgrünes Kleid, während die Hofdamen Kleider in Zart-rosa trugen. Die Prinzessinnen vervollständigten den Hofstaat in Mintgrün. Dem Hofstaat gehören an die Hofdamen und -herren Achim Witte und Jaqueline Klatte, Christoph und Conny Mainka sowie Karl-Wilhelm und Birgit Düsing. Edelmädel ist Jolie Täubert, Tochter des Königspaars. Edelknabe ist Elias Schlüter. Die Prinzenpaare Oliver Bauer und Maren Westermeier (Krone), Maurice und Jacqueline Pauly (Zepter) sowie Florian Thiele und Lara Thater (Apfel) begleiteten das Königspaar.

Da die neue Königin wegen einer Unwetterwarnung am Samstag ihre Rede nicht halten konnte, holte sie dies im Arminiuspark nach: »Als mein Mann beim Königsschießen angetreten ist, sagte er nur drei Worte: ›Für deinen Papa‹. Das war sein größter Wunsch.« Schützen und Besucher applaudierten ihr.

Am Grenzfluss Jordan stoßen West- und Arminius-Kompanie aufeinander. Das hatte beim Schmücken der Stadt vor zehn Tagen die West-Kompanie unter Führung von Hauptmann Christoph Klare und Oberleutnant Benedikt Hildmann noch einmal plakativ deutlich gemacht. Am Sonntagnachmittag wurde aber der Fleischermeister Klare kalt erwischt: Mehr als 200 ArminenSchützen und ein lippisches Wachhäuschen unter dem Kommando von Hauptmann Heiner Thöne (Arminius-Kompanie) versperrte der zahlenmäßig stärksten Kompanie im Bataillon (444 Mitglieder) an der Jordanbrücke den Marsch in den Arminiuspark. »Vor einer Woche sind die Western-Schützen in den Arminiuspark einmarschiert, das war ein unerlaubter Grenzübertritt. Das hohe Schützengericht hat nun entschieden, dass Hauptmann Klare für jeden nicht angetretenen Western-Schützen einen Liter Bier zahlen muss«, sagte Thöne zum Vergnügen beider Kompanien. Wie viele WK-Taler gestern die AK-Schatzkammer füllten, ist nicht bekannt. Doch anschließend »durften« Klare und Hildmann, allerdings in Gummistiefeln, in den Arminiuspark einmarschieren.

Der Samstag verlief aufgrund der Unwetterwarnung anders als geplant. Die Schützen traten nicht beim Königspaar an, sondern zogen von der Kirche zum Rathaus und legten dort einen Kranz nieder. Den großen Zapfenstreich mussten sie allerdings ins Schützenhaus verlegen. Der letzte Festtag beginnt mit dem Schützenfrühstück, bei dem Ehrungen und Wettbewerbe anstehen. Um 16.15 Uhr sammelt sich das Bataillon im Arminiuspark und empfängt das Königspaar. Mit einem Festzug geht es durch die Stadt zum Schützenplatz. Dort gibt es eine Parade und ein Konzert. Der Montag klingt mit Tanz im Schützenhaus mit DJ aus.

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