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Führungswechsel im Bürgerschützenverein: Nach zehn Jahren an der Spitze stellte sich Josef Thöne (links) nicht mehr zur Wahl und überreichte seinem Nachfolger  Guido Düsing den Oberststern. Foto: BSV Führungswechsel im Bürgerschützenverein: Nach zehn Jahren an der Spitze stellte sich Josef Thöne (links) nicht mehr zur Wahl und überreichte seinem Nachfolger Guido Düsing den Oberststern. Foto: BSV
Samstag, 21 August 2021 10:22

Guido Düsing ist Oberst

Bad Lippspringe (bsv). Das waren bewegende Minuten am Freitagabend im historischen Schützenhaus von Bad Lippspringe: Mehr als 200 Schützen standen auf und verabschiedeten mit minutenlangem Applaus ihren Oberst Josef Thöne. Nach 25 Jahren Vorstandsarbeit hatte sich der 56-Jährige von der Arminius-Kompanie nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung gestellt. Einstimmig wurde im Verlauf der Generalversammlung Major Guido Düsing (West-Kompanie) zu seinem Nachfolger gewählt.

„Schön, wieder zu Hause zu sein“ - so hatte der Oberst die Schützen des mit 1200 Mitgliedern größten Vereins in der Kurstadt im Schützenhaus begrüßt. Coronabedingt wurde dort 2019 das letzte Fest gefeiert, auch die geplanten Versammlungen des Gesamtvereins wurden seit April 2020 immer wieder abgesagt.

Dafür wurde es wenig später sehr emotional. Mit einem 20-minütigen Film „Danke für alles, Josef!“ und einer Sonderausgabe der vereinseigenen „Schützen-Post“ würdigten die Schützenbrüder noch einmal die Höhepunkte in Thönes Amtszeit als Oberst wie den »Tag der Schützenvereine« am 30. April 2017 mit gut 10.000 Zuschauern, die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Schützenhauses am 16. Juni 2012 oder der mediale Wandel mit Homepage, Schützen-TV und der umfangreichen Chronik. Auch beim Jubelfest zum 100. Geburtstag im Juli 2007 mit 2.700 Schützen war er als Oberstleutnant bereits eine treibende Kraft. Der von seinem Vorgänger Franz Jöring 1998 gegründete Schützenfonds war Thöne ebenfalls ganz wichtig. Von 2011 bis 2021 wurden unter seiner Leitung mehr als 40.000 Euro gesammelt.

„Vereine leben nicht nur von den Ideen, sie brauchen auch Menschen, die anpacken. Dafür danke ich euch und auch besonders meine Frau Andrea, die mir immer zur Seite stand“, sagte Thöne. Sein Nachfolger Guido Düsing, bereits seit 2010 als Kassierer Vorstandsmitglied, wurde auf Vorschlag von Thöne („Du bist der Richtige“) an die Spitze des 114 Jahre alten Vereins gewählt. „Das sind große Fußstapfen. Aber ich werde auch eigene Wege gehen und freue mich auf die Arbeit im Team“, kündigte der 52-jährige Steuerberater an und fügte noch hinzu: „Dieses Wahlergebnis ist überragend. Wenn ich das 2023 wiederholen kann, habe ich nicht viel falsch gemacht.“

Die erste Amtshandlung des neuen Vereinsvorsitzenden ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Düsing ernannte seinen Vorgänger Josef Thöne zum Ehrenoberst.

Es folgte nach mehr als zwei Jahren ohne Generalversammlung ein Wahl-Marathon. Neuer Kassierer und damit Nachfolger von Düsing wurde der 31-jährige Konstantin Thiele von der West-Kompanie. Als Major gehört der Apfelprinz von 2009 künftig dem Geschäftsführenden Vorstand an.

Jan-Noah Walter (Klumpsack-Kompanie) wurde in Abwesenheit zum neuen Platzmajor gewählt. Der Kronprinz von 2018 folgt auf Eckehard Flender. Der Schützenkönig von 2011 und langjährige Offizier der West-Kompanie war fünf Jahre lang für Schützenhaus und Schützenplatz verantwortlich und tat dies mit höchster Akribie. „Eckehard hat auch in dieser Funktion sein großes Schützenherz gezeigt“, bedankte sich der neue Oberst Düsing beim Ehrenschildträger 2021.

Neuer Hofmeister ist Manuel Raschke von der Arminius-Kompanie. Der Kronprinz von 2016 folgt auf Thomas Wittbecker (Klumpsack-Kompanie), der vergangenes Jahr mit der Verleihung des Ehrenschildes der Stadt bereits besonders gewürdigt wurde.

Für Michael Bode (Klumpsack-Kompanie), der 13 Jahre lang Vorstandsarbeit leistete, viele Umbauprojekte leitete und bei fast allen Vereinsveranstaltungen im Schützenhaus den Auf- und Abbau unterstützte, rückt Torsten Lappe (West-Kompanie) als Leutnant z.b.V.in den Bataillonsvorstand.

Mehr als 16 Jahre lang gehörte Frank Laufs (West-Kompanie) als Platzoffizier dem Gesamtvorstand an. Sein Nachfolger kommt mit Manuel Temme ebenfalls aus der West-Kompanie.

Ein großes Erbe tritt auch der neue Fähnrich Felix Thöne von der Arminius-Kompanie: Der Sohn von Ehrenoberst Josef Thöne ersetzt Reinhard Rudolphi, der nach mehr als 20 Jahren im Bataillons-Vorstand mit einer Ehrenurkunde und besonders viel Applaus verabschiedet wurde. Der 55-Jährige, der seit 1984 als Mitglied dem Bürgerschützenverein die Treue hält, begann im April 2001 als Leutnant der Arminius-Kompanie mit seiner Vorstandsarbeit, seit 2008 trug er als Bataillonsfähnrich die Fahne des Bürgerschützenvereins.

Als Hofoffizier wurde Johannes Klare (Arminius-Kompanie) gewählt. Der Sohn von Hauptmann Christoph Klare (West-Kompanie) folgte auf Rainer Tofall. Der Kronprinz von 2012 war bereits vor mehr als einem Jahr zum neuen Oberleutnant der Arminius-Kompanie gewählt worden.

Es gab aber auch noch Offiziere im Bataillonsvorstand, die sich für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stellten: Major Carsten Böhner (Klumpsack-Kompanie), Zeremonienmeister Sebastian Tofall (Arminius-Kompanie), Oberleutnant Matthias Reichstein (Klumpsack-Kompanie), Oberleutnant Bernhard Simon (Klumpsack-Kompanie), Leutnant Udo Fieseler (Arminius-Kompanie), Leutnant Jörg Weihrauch (West-Kompanie), Leutnant Robert Tomkel (Arminius-Kompanie) und Fähnrich Detlef Salge-Liebau (West-Kompanie) wurden von der Versammlung in ihren Ämtern bestätigt.

Neben den Verabschiedungen und Wahlen wurden noch zwei weitere Themen besprochen. Der neue Oberst Düsing konnte – trotz der Corona-Krise – einen „ordentlichen Kassenbestand“ vermelden. „Wir haben die vergangenen beiden Geschäftsjahre ohne Verluste abgeschlossen“, sagte Düsing. Das finanzielle Fundament wurde 2019 gelegt: „Ohne die vor zwei Jahren beschlossene Beitragserhöhung wären wir bislang nicht so gut durch die Pandemie gekommen.“

Ein anderes Thema war die Sanierung des 109 Jahre alten Schützenhauses. Mit den ersten Arbeiten wurde im Januar begonnen. Auf Antrag von Leutnant Ralf Thiele (West-Kompanie) wurde beschlossen, dazu einen Arbeitskreis zu bilden. Neben dem Geschäftsführenden Vorstand und den Hauptleuten werden dem künftig auch jeweils zwei „sachkundige Schützen“ aus jeder Kompanie angehören. Sollten die Kosten für den Erhalt des Hauses aber extrem steigen, stellte Hauptfeldwebel Matthias Willeke (Arminius-Kompanie) die Frage nach der Sinnhaftigkeit: „Wir sollten an der Stelle kein Eigenkapital verbrennen.“

Um Geld ging es auch bei den Spenden. Das große Schützenfest fiel im Juli zwar aus, bei vielen kleinen Veranstaltungen wurde von den Schützen aber kräftig für die Opfer der Flutkatastrophe gesammelt: Insgesamt 15.000 Euro werden die Bad Lippspringer Bürgerschützen zur verfügung stellen. „Die ersten Gespräche laufen. Wir wollen hier ganz gezielt ein Projekt fördern“, kündigte Oberst Düsing an.